Durch unzählige Selbsthilfebücher zur "einfach erlernbaren" Homöopathie wird ein öffentliches Bild gezeichnet, in dem ein schwer krankes Tier einige Globuli bekommt und schwuppdiwupp ist alles wieder gut.
Aber funktioniert Homöopathie tatsächlich so? Ja, kann sie, ABER nicht nur.
Und einfach erlernbar? Ist ein Gerücht .
Denn diese Heilmethode erfordert eine differenziertere Betrachtungsweise, weil sie so vielschichtig ist.
Im akuten Krankheitsfall (z.B. Trauma beim Hund oder Euterentzündung beim Schaf) kann nach der Gabe des passend gewählten Arzneimittels tatsächlich alles wieder gut sein.
Doch bei einer chronischen Erkrankung, die schon dementsprechend lange besteht und bereits mit verschiedenen Medikamenten behandelt wurde, werde ich durch eine einmalige Verabreichung eines einzelnen Mittels keinen langfristigen Sieg erringen, da braucht es einen längeren Atem. Hinzu kommt die notwendige Zusammenarbeit zwischen Tierhalter und Tierarzt, um das bzw. die passenden Arzneimittel zu finden. Die eigenen Beobachtungen zusammen mit der Befragung des Besitzers ergeben im günstigsten Fall relativ bald ein Arzneimittelbild. Wenn die gegenseitige Kommunikation einwandfrei funktioniert, sind solche Fälle die Perlen jeder Behandlung.
Zu beobachten, wie Tiere mit langer Leidensgeschichte (allergische Hausausschläge, chronische Durchfälle...) wieder lebendig und symptomfrei ihren Alltag verbringen können, fasziniert mich immer wieder von Neuem und ist mit Worten kaum zu beschreiben.
In der Außenansicht vieler Behandlungsfälle ist selten zu sehen, dass Homöopathie intensive Arbeit erfordert. Für den Tierhalter, wie auch den behandelnden Tierarzt.
Denn den fragilen Zustand der Gesundheit langfristig stabil zu erhalten, braucht aufmerksame Beobachtung und feinfühliges Therapieren.
Im Idealfall, um zu dem Zeitpunkt, an dem das "System" kippt - der Organismus aus seiner Balance gerät - direkt eingreifen und die Stabilität wiederzuerlangen zu können.
Daran wirken alle gemeinsam, das Tier, sein Besitzer und der Tierarzt mit und deren "Fein-Tuning" bestimmt den anhaltenden Erfolg.
Aber die Homöopathie hat wie jede andere Therapiemethode auch ihre Grenzen: ein komplizierter Knochenbruch wird ohne chirurgische Unterstützung nicht wieder gerade zusammenwachsen. Irreversible Gewebeschäden und degenerative Prozesse können nicht ungeschehen gemacht werden, die Beschwerden aber oftmals durch homöopathische Arzneimittel gelindert werden und damit die Lebensqualität verbessert. Grundlegende Mangelzustände (Vitamine, Mineralstoffe, durch Haltungssysteme, fehlende Bewegung, etc..) werden sich ohne Supplementierung oder Änderung der Lebensumstände bzw. Haltungsbedingungen nicht beheben lassen. Dessen muss man sich bewusst sein.